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ASB-Leuchtturm

ASB Bochum begleitet Flüchtlinge ins Arbeitsleben

Der Weg zu Arbeit und Ausbildung auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist für Flüchtlinge oft lang. Um geflüchtete Menschen dabei zu begleiten, hat der ASB Bochum das Projekt „Integrationskonzept Arbeit“ ins Leben gerufen. Es wird von der Sozialwissenschaftlerin Susanne Tönnishoff geleitet. Mit viel Engagement organisiert sie Infoveranstaltungen, knüpft Netzwerke mit Ausbildungsbetrieben sowie Behörden und macht Geflüchtete fit für Bewerbungen.

ASB-Mitarbeiterin Susanne Tönnishoff sitzt mit Mohamed Daoui (Name geändert) bei einem Beratungstermin im Integration Point, der neuen Anlaufstelle von Jobcenter und Arbeitsagentur für Flüchtlinge in Bochum. Der Marokkaner lebt in einer Flüchtlingsunterkunft des ASB Bochum. Er hat gerade ein sechswöchiges Praktikum in einer Kfz-Werkstatt beendet, das ihm Tönnishoff vermittelt und der Integration Point mit einem Jobticket und einer Unfallfallversicherung gefördert hat. Das Praktikum war sehr gut gelaufen und der 41-Jährige, der ohne Arbeitszeugnisse nach Deutschland gekommen ist, konnte dabei zeigen, dass er von Autos viel versteht. „Die Kfz-Werkstatt möchte mich nun anstellen, was mich sehr freut", berichtet Daoui seinem Berater im Integration Point, Alexander Stürmer. Gemeinsam klären die drei die nächsten Schritte wie zum Beispiel die Vorrangprüfung. Sie untersucht, ob es einen deutschen Bewerber gibt, der vorzuziehen wäre.

Perspektiven bieten

Mit dem Projekt „Integrationskonzept Arbeit", das im Mai 2016 gestartet ist, unterstützt der ASB Bochum Geflüchtete bei ihrer Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Denn der Ortsverband will den 700 Bewohnern seiner drei Flüchtlingsunterkünfte mehr als nur eine Grundversorgung bieten. „Wir wollen ihnen dabei helfen, dass es für sie in Deutschland weitergeht", sagt der Geschäftsführer des ASB Bochum, Christian Böckmann. Deshalb hat der ASB Bochum den Bewohnern Susanne Tönnishoff zur Seite gestellt. „Ich bin Vermittlerin, Lotsin und Sozialberaterin", fasst die studierte Sozialwissenschaftlerin ihre vielfältigen Aufgaben zusammen.

Netzwerk an Experten und Betrieben

Den Termin mit Mohamed Daoui im Integration Point nutzt Susanne Tönnishoff anschließend für ein kurzes Gespräch mit der Migrationsbeauftragten des Jobcenters, Stefanie Malcherek. Die beiden Frauen vereinbaren, dass Malcherek in Kooperation mit der Stadt Bochum in den nächsten Wochen Kurzberatungen in den Flüchtlingsunterkünften des ASB Bochum anbieten wird. Tönnishoff lässt keine Gelegenheit aus, um Kontakte zu knüpfen. Ihr Netzwerk wächst stetig. Neben dem Integration Point gehören die Stadt Bochum, die Industrie- und Handelskammer sowie öffentliche und gewerbliche Betriebe dazu. „Ich suche immer Experten, die ich in unsere Unterkünfte einladen kann und die unsere Bewohner über das deutsche Arbeitsleben informieren. Und ich suche ständig potenzielle Ausbildungsbetriebe sowie Praktikums- und Arbeitgeber" erklärt sie.

Lebenslauf erstellen

In ihren Beratungsterminen erstellt die ASB-Mitarbeiterin zusammen mit den Bewohnern Lebensläufe. Dabei erfasst sie, meist in Anwesenheit eines Übersetzers, die Schul- und Berufsausbildung in den Herkunftsländern, aber auch die Weiterbildungsmaßnahmen der Flüchtlinge in Deutschland. „Mit den fertigen Lebensläufen inklusive Bewerbungsfoto können sich die Frauen und Männer zum Beispiel um Praktikumsstellen bewerben", erklärt Susanne Tönnishoff. Denn Praktika haben sich für Flüchtlinge als erster Schritt in den deutschen Arbeitsmarkt bewährt. Das Beratungsangebot der 28-Jährigen wurde von den Flüchtlingen anfangs skeptisch aufgenommen. Als die ersten Bewohner aber ihre Lebensläufe vorzeigten, war der Damm gebrochen und immer mehr Bewohner kamen in die Sprechstunde. Zwanzig Geflüchtete betreut Susanne Tönnishoff derzeit intensiv. Die meisten leben in den ASB-Unterkünften. Doch auch wer mittlerweile in einer eigenen Wohnung lebt, kann sich weiterhin von der Projektleiterin beraten lassen.

Interesse für Ausbildung wecken

Mit Infoveranstaltungen oder einem kostenlosen Erste-Hilfe-Kurs möchte Tönnishoff auch die Menschen ansprechen, die nicht in ihre Beratung kommen. So lud sie den iranischen Auszubildenden Salim (Name geändert), der selbst vor fünf Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, im August zu einem Vortrag in eine ASB-Flüchtlingseinrichtung ein. Der angehende Feinwerkmechaniker berichtete in seiner Muttersprache von seinen Erfahrungen als Lehrling in einer Werkstatt der Ruhr-Universität Bochum und erklärte den Teilnehmern, welche Erwartungen Betriebe an Lehrlinge haben.

Junge Asylbewerber für eine Ausbildung in Deutschland zu interessieren, das war auch Tönnishoffs Ziel, als sie vor Kurzem mit einer Gruppe von Interessierten die Werkstatt besuchte, in der Salim seine Ausbildung macht. Nun sind mit der Ruhr-Universität, dem größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in Bochum, Probearbeitstage für die jungen Geflüchteten in der Werkstatt geplant. Vielleicht ergibt sich dadurch für einige von ihnen die Möglichkeit, auch in der Werkstatt eine Lehre zu starten. „Bis zu einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz müssen Flüchtlinge oft viele Schritte gehen", erklärt die Mitarbeiterin des ASB Bochum. „Unsere Aufgabe ist es, sie auf dem langen Weg dahin zu begleiten und vielleicht auch die eine oder andere Abkürzung für sie zu finden."