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Projekttitel: Schaffung verbesserter Lebensgrundlagen und Steigerung der Resilienz für konfliktbetroffene Bewohner:innen und Rückkehrer:innen der Provinz Anbar
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Projektregion: Provinz Ninewa, Distrikt Sinjar
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Projektvolumen: 2.296.000 EUR
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Finanzierung: BMZ Übergangshilfe
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Laufzeit: 01.09.2018 – 31.12.2022
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Zielgruppe: Binnenvertriebene, Rückkehrer:innen und Aufnahmegemeinschaften
Schaffung von nachhaltigen Lebensgrundlagen in Sinjar |Irak
Der ASB ist im Distrikt Sinjar und der Umgebung aktiv, um den Menschen, die vom Konflikt mit dem IS betroffen waren, zu helfen. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schafft der ASB Perspektiven für die Bewohner:innen. Er unterstützt sie dabei im Landwirtschaftsbereich zu arbeiten und sich eine nachhaltige Lebensgrundlage für sie selbst und ihre Familien aufzubauen. Der ASB förderte das Betreiben von nachhaltiger Landwirtschaft und unterstützte vor allem Frauen und Rückkehrer:innen dabei, einen Job in diesem Bereich zu finden oder ein kleines Unternehmen zu gründen.
Das Projekt
Die Offensive des IS in den Nordirak im Sommer 2014 verursachte massive Fluchtbewegungen aus der Region. Im Zuge der Besetzung flohen offiziell allein aus Sinjar und Talafar rund 52.000 Familien bzw. 312.000 Personen, davon 103.000 Frauen und 115.400 Kinder und ließen ihr gesamtes Eigentum, wie Grundstücke, Häuser und Vieh zurück. Sie verloren ihre gesamte Lebensgrundlage. Große Teile der Infrastruktur in den besetzten Gebieten wurde durch den IS zerstört, hiervon betroffen war auch die landwirtschaftliche Infrastruktur, etwa wurden Silos und Saatgut- und Düngemittellager geplündert und zerstört. Traditionell ist die Projektregion eines der fruchtbarsten Gebiete des Irak und somit seit jeher landwirtschaftlich geprägt. Vor 2014 sicherte sich die Mehrzahl der Bewohner:innen ihren Lebensunterhalt im landwirtschaftlichen Sektor durch eine Kombination aus Land- und Viehwirtschaft.
Um die Bewohner:innen und Rückkehrer:innen, die nach der Okkupation oder Vertreibung vor dem Nichts standen, bei der Existenzsicherung zu unterstützen, fokussiert sich das Projekt auf die Bereiche Ernährungssicherung, Einkommensgenerierung, Stärkung der lokalen staatlichen Strukturen im Direktorat für Landwirtschaft und den Wiederaufbau von Basisinfrastruktur.
So hilft der ASB im Irak
Ernährungssicherung und Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion
Um die landwirtschaftliche Produktion in der Region anzukurbeln, unterstützte der ASB Landwirt:innen mit Feldschulen. In diesen Schulen schlossen sich jeweils 30 bis 32 Landwirt:innen mit ähnlichen Kenntnissen und gemeinsamen Interessen zu kooperativen Gruppen zusammen. Insgesamt wurden über die gesamte Projektlaufzeit 34 Feldschulen für Landwirt:innen initiiert, entwickelt und mit Betriebsmitteln für Bienen-, Geflügel- oder Schafzucht sowie Obstbaumplantagen unterstützt. Davon profitierten insgesamt 852 Landwirt:innen (Jesid:innen, Araber:innen, Kurd:innen, Turkmen:innen) aus 33 Dörfern in der Sinjar-Region. Die Bienenzucht und Honigproduktion haben in dieser Region eine lange Tradition, und der Bio-Honig aus dem Irak ist für seinen Geschmack und seine Reinheit bekannt. Zudem tragen Obstbaumplantagen als vorbeugende Maßnahme zur Verminderung von Dürre, Wüstenbildung und Bodenerosion bei und sind Teil der regionalen Kultur.
Die Landwirt:innen absolvierten im Vorfeld intensive Schulungen u.a. zu ökologischem Landbau und Umweltschutz oder klimatischen Bedingungen.
Stärkung der staatlichen landwirtschaftlichen Beratungsdienste
Um die landwirtschaftliche Produktion in der Region Sinjar zu fördern, hat der ASB verschiedene Maßnahmen ergriffen. Dabei lag der Fokus nicht nur auf der Stärkung der Landwirtschaftsbetriebe selbst, sondern auch auf der Unterstützung der staatlichen Beratungsdienste des Landwirtschaftsministeriums. Diese Dienste betreuen und beraten die Landwirt:innen in ihren Aktivitäten. Der ASB hat das Landwirtschaftsministerium in Ninewa dabei unterstützt, seine Beratungsdienste in den Büros in Mosul und Sinjar angemessen auszustatten. Dadurch konnten sie effektiver arbeiten und flexibel auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagieren.
Insgesamt wurden 17 landwirtschaftliche Berater:innen als Trainer:innen geschult, um spezifische Themen wie Bienenhaltung, Geflügel- und Schafzucht sowie Obstbaumplantagen zu vermitteln. Diese Trainer:innen führten mit Unterstützung des ASB Schulungen für die Landwirtschaftsbetriebe durch. Neben den technischen Schulungen wurde auch das Thema Risikomanagement behandelt. Das Ziel war es, den Landwirt:innen zusätzliches Wissen und risikosensitive Praktiken zu vermitteln, um ihre Widerstandsfähigkeit auch über das Projektende hinaus zu stärken. Dabei lag der Fokus sowohl auf der Sensibilisierung für extremen Wetterbedingungen oder Schädlingsbefall als auch auf der Abhängigkeit von Strom oder Wasser.
Berufserfahrung für junge Erwachsene
Es wurde eine Praktikums- und Ausbildungsinitiative in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen durchgeführt. Insgesamt nahmen 19 Personen daran teil, davon elf Frauen. Die Teilnehmenden erhielten während ihrer Ausbildung sechs Monate lang an fünf Tagen pro Woche für jeweils vier Stunden pro Tag praktische Schulungen in verschiedenen Betrieben. Die Ausbildungen fanden in den Bereichen Schneiderei, Bäckerei, Schreinerei, Autowerkstatt, Klempnerei, PVC-Herstellung, IT-Wartung, Elektroarbeiten, Bauarbeiten, Design, Fotografie und Buchhandel statt.
Nach Abschluss der Ausbildung konnten zwölf Teilnehmende eine Anstellung finden, während sechs Teilnehmende ihr eigenes Kleinunternehmen gründeten.
Existenzgründungen durch Start-up Unterstützung
Der ASB unterstützte insbesondere Rückkehrer:innen, Arbeitslose und Frauen dabei, Kleinunternehmen zu gründen, um Einkommen zu generieren und die Wirtschaft in der Region anzukurbeln. Mit der steigenden Zahl von Rückkehrer:innen konnte die erhöhte Nachfrage in bestimmten Branchen durch diese neuen Kleinunternehmen bedient werden. Es wurden Geschäfte für Kleidung, Schuhe, Kosmetik, Haushaltswaren, Fotografie, Autoteile und Lebensmittel eröffnet. Darüber hinaus entstanden Schreinereien, Klempnereien, Schneidereien, Elektroinstallationsbetriebe und eine Druckerei.
Im landwirtschaftlichen Sektor wurden Betriebe zur Schaf- und Kuhzucht für die Herstellung von Joghurt und Käse unterstützt. Der ASB förderte Bienenhaltung, den Anbau von Gemüse in Gewächshäusern für den Verkauf auf dem Markt, die Hühner- und Truthahnzucht für Eier und Fleisch, ein Milchladen für den Verkauf von Milchprodukten sowie ein Geschäft für landwirtschaftliche Geräte und Zubehör gefördert. Alle Existenzgründungen basierten auf Marktanalysen und Geschäftsplänen. Die Begünstigten erhielten Schulungen u.a. im Ressourcenmanagement oder der Geschäftsplanung. Innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung schufen einige der Unternehmer:innen bereits zusätzliche Arbeitsplätze für 62 Personen.
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