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Projekttitel: Stärkung der Resilienz vom Konflikt betroffener Bewohner:innen und Rückkehrer:innen in neu erreichbare Gebiete durch Verbesserung der Ernährungssicherung, Lebensgrundlage und Solidarität
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Projektregion: Provinz Ninewa, Distrikte Sinjar und Talafar
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Projektvolumen: 1,7 Mio EUR
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Finanzierung: BMZ Übergangshilfe
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Laufzeit: 18.08.2017 – 31.08.2020
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Zielgruppe: Anwohnergemeinden, Rückkehrende, IDPs, Landwirt:innen: Die Zielgruppe des Projekts kommt aus diversen ethnischen und religiösen Gruppen. Zu den Begünstigten zählen Araber:innen, Kurd:innen, Turkmen:innen, Yezid:innen und Christ:innen, die im Projektgebiet leben und vom Konflikt mit dem IS betroffen waren
Förderung landwirtschaftlicher Produktion und Aufbau von Lebensgrundlagen in Ninewa | Irak
Das Projekt richtete sich an Bewohner:innen, insbesondere Landwirt:innen der stark vom Konflikt mit dem IS betroffenen ländlichen Projektregion der Distrikte Telafar, Zummar und Sinjar, Auch Rückkehrer:innen, die in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrt sind, gehören zu den Menschen, die unterstützt wurden. Um die Kleinbäuer:innen in der Provinz Ninewa, Irak zu stärken, fokussierten sich die Aktivitäten darauf, die Ernährung und das Einkommen sicherzustellen und sich für das Wohlergehen aller Bewohner:innen einzusetzen. Insgesamt konnten 2.248 Haushalte (16.635 Personen) mit Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssicherung und Einkommenssicherung unterstützt werden und 8.251 Haushalte (55.769 Personen) haben durch das Projekt Zugang zum Al-Jazeera Bewässerungssystem erhalten, um ihr Land bewässern zu können.
Das Projekt
Das Projekt wurde im ländlich geprägten Nordwesten der irakischen Provinz Ninewa umgesetzt. Dies ist eine Region, die während der IS Besatzung und während Kampfhandlungen zur Befreiung umfangreiche Schäden davongetragen und unter massiven Vertreibungen und dem Verlust sämtlicher Vermögenswerte auf Haushalts- und Regierungsebene gelitten hat. Zudem haben die im Konflikt begangenen Gräueltaten auch langfristige Auswirkungen auf das soziale Gefüge und den Zusammenhalt in der Bevölkerung sowie zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen (wie Jesid:innen, Kurd:innen, Araber:innen, Turkmen:innen, um lediglich die Hauptgruppen zu nennen) deren Folgen bis heute zu spüren sind.
Da ein Großteil der Haushalte in der Projektregion vor der Krise in der Landwirtschaft und damit verbundenen Tätigkeiten tätig war, ist die Wiederbelebung des Agrarsektors entscheidend. Somit konnte die Nahrungsmittelproduktion verbessert, der Lebensunterhalt gesichert und die Widerstandsfähigkeit der irakischen Landbevölkerung in der Provinz Ninewa wiederhergestellt werden.
So hilft der ASB im Irak
Wiederherstellung der Bewässerungslandwirtschaft und Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion
Der ASB hat an drei Maßnahmenpaketen gearbeitet, um das Ziel zu erreichen:
- Bewässerungslandwirtschaft in Verbindung mit dem Al-Jazeera Bewässerungsprojekt.
- Landwirtschaft mit Brunnenbewässerungssystemen, die unabhängig vom Al-Jazeera Kanalsystem sind.
- Schulungen für Landwirt:innen
Durch umfassende Reparaturen an Kanälen und Schleusen konnten insgesamt 270.150 Dunam Land an das Bewässerungssystem angeschlossen werden. Dadurch sind 58 Dörfer über ein intaktes Kanalsystem mit dem Al-Jazeera Bewässerungssystem verbunden. Von diesen nutzen 44 Dörfer aktiv fließendes Wasser für die Bewässerungslandwirtschaft, was 8.251 Haushalten zugutekommt.
Ernährungssicherung und Einkommensgenerierung
Insgesamt erhielten 1.213 Landwirtschaftsbetriebe, besonders bedürftige Anwohner:innen und Rückkehrerfamilien, landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Saatgut, Setzlinge, Werkzeuge und Bewässerungssysteme für Gewächshäuser, Freilandanbau sowie Haus- und Obstgärten. Zusätzlich erhielten sie Schulungen zu modernen landwirtschaftlichen Methoden, Marketing und Finanzmanagement.
Dank dieser Maßnahmen konnten die Landwirt:innen ihre bewässerten Anbauflächen um das Hundertfache vergrößern und die landwirtschaftliche Produktion um durchschnittlich 40% steigern.
Die Kombination aus Schulungen und hochwertigen Betriebsmitteln ermöglichte den Landwirt:innen, neue Techniken und Praktiken direkt in ihrem Betrieb umzusetzen. Durch den Einsatz von Tröpfchenbewässerung, widerstandsfähigem Saatgut, Diversifizierung des Anbaus, pflanzlichen Düngemitteln, Buchhaltung und sinnvoller Reinvestition konnten sie ressourcenschonender und risikosensibler arbeiten, während die Ernteerträge und die Produktivität gesteigert wurden. Dies führte nicht nur zu einer besseren Ernährungssituation für die Begünstigten, sondern auch für die Bewohner:innen der Projektregion, die von den verkauften Produkten auf den Märkten profitierten.
Förderung von Frauen in Landwirtschaft
Da die Landwirtschaft in der Projektregion hauptsächlich von Männern betrieben wird, setzte sich das Projekt zum Ziel, insbesondere Frauen im landwirtschaftlichen Sektor zu fördern und ihnen Zugang zu landwirtschaftlichen Aktivitäten als Haupteinkommensquelle zu ermöglichen. Anfangs gab es Schwierigkeiten, Frauen als Begünstigte für landwirtschaftliche Aktivitäten zu gewinnen. Doch es wurden erfolgreich kulturell angepasste Strategien entwickelt, um die Hindernisse zu überwinden.
Um den Zugang für Frauen zu erleichtern, wurden die Aktivitäten auf Heim- und Obstgärten erweitert und Schulungen in ethnisch und religiös gemischten, aber nach Geschlechtern getrennten Gruppen durchgeführt. Dieser Ansatz, der in Zusammenarbeit mit den weiblichen Begünstigten entwickelt wurde, erwies sich als erfolgreich. Frauen wurden auf eine gesellschaftlich und kulturell akzeptierte Weise in wirtschaftliche Aktivitäten eingebunden. Dadurch können sie ihre Ernährungssicherheit verbessern und teilweise sogar ein eigenes Einkommen erzielen.
Förderung sozialer Zusammenhalt
Da das Projekt in einer instabilen Region mit ethnischen Spannungen stattfindet, in der es in der Vergangenheit zu Vertreibungen und Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen kam, wurde der Friedensaufbau und die Versöhnung als wichtiger Aspekt in alle Aktivitäten integriert. Die Hauptkonflikte bestehen zwischen den ethnischen Gruppen Araber:innen, Turkmen:innen, Kurd:innen und Jesid:innen, die die größten Bevölkerungsgruppen in der Projektregion darstellen. In größeren Siedlungen wie Telafar und Zummar sind die ethnischen Gruppen gemischt, während in einigen kleineren Projekt-Dörfern hauptsächlich eine ethnische Gruppe vertreten ist.
Eine Konferenz zur Stärkung des Friedens und des sozialen Zusammenhalts wurde mit 47 einflussreichen Persönlichkeiten und Vertreter:innen der verschiedenen Ethnien (11 Frauen, 36 Männer) aus den Projektgemeinden abgehalten und trug zur Vernetzung der Akteure bei. Gemeinsam wurden Hindernisse für ethnische und religiöse Toleranz in der Projektregion diskutiert und in den Themen Konfliktminderung und sozialer Zusammenhalt wurde sich auf eine gemeinsame Strategie verständigt. Die lokalen Führungskräfte haben ihrerseits Veranstaltungen in ihrem Einflusskreis umgesetzt, und haben die Erkenntnisse mit Familienmitgliedern, Kolleg:innen und Gemeindemitgliedern geteilt. Nach Jahren des Misstrauens aufgrund der IS-Besatzung und des Völkermords an Jesid:innen zeigt dies Bereitschaft und Willen lokaler Führungspersönlichkeiten, an vorderster Front für Veränderungen einzutreten, Wahrnehmungen zu verändern und Vertrauen aufzubauen.
Insgesamt wurden 889 Gemeindevorstehende, einflussreiche Persönlichkeiten und andere Gruppen wie Lehrer:innen, Schüler:innen, frauengeführte Haushalte, Gemeindemitglieder der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen in der Konfliktresolution geschult. Dies trug zum Abbau von Missverständnissen und gesteigerter gegenseitiger Akzeptanz bei.