Ein Großteil der Bevölkerung im Projektgebiet ist in der Landwirtschaft tätig. Die Folgen der Klimakrise führen in der Region zu Ernteeinbußen, geringeren landwirtschaftlichen Erträgen und dadurch zu einem niedrigen Familieneinkommen. Die problematische Situation vor Ort wird verstärkt durch landwirtschaftliche Flächen in Hanglagen, die Freilandhaltung von Tieren und Wasserknappheit. Durch eine Produktion von unterschiedlichen Lebensmitteln wie Bananen, Kohl oder Zuckerrohr in Schulen und Gemeinschaftsgärten trägt der ASB dazu bei, dass die Menschen mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgt werden und besser auf Katastrophen und deren Folgen vorbereitet sind.
Es ist ein sonniger Tag mit über 30 Grad im Westen Haitis. In Petit Goave lauscht die Klasse der 16-jährigen Woodnaïca Paraison gebannt den Worten ihres Schulleiters Dorcé Jean Ren. Die heutige Schulstunde findet nicht im Klassenzimmer statt, sondern wird im Garten der Gemeinschaftsschule St. Alphonse abgehalten. Der Schulleiter möchte den Kindern Wissen über gesunde Ernährung sowie den nachhaltigen Anbau von Obst und Gemüse vermitteln. Auch zwei Lehrkräfte, die mehr über den Anbau erfahren möchten, sind dabei.
„Dank der Zusammenarbeit mit dem ASB müssen die Kinder endlich keinen Hunger mehr leiden und können sich auf das Lernen konzentrieren“, freut sich der Schulleiter. Ein gesundes Essen am Tag ist für sie etwas Besonderes. Aufgrund von Naturkatastrophen, der schwierigen sozio-politischen Lage und der schlechten Infrastruktur ist die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sehr schlecht. Fast 1,4 Millionen Menschen sind unterernährt.
Woodnaïca tuschelt mit ihrer Mitschülerin: „Ich finde das toll. Es müssten noch mehr Schulen Obst und Gemüse anbauen.“ Doch nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Tiere ist der Gemeinschaftsgarten wichtig. Denn bei den Gärten legt der ASB großen Wert darauf, die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten und weniger schädliche Chemikalien zu verwenden. Vor der kleinen Gruppe hat sich ein grüner Papagei auf einem Bananenbaum niedergelassen und zwitschert nun fröhlich vor sich hin.
Auch die Lehrerin Delva Johnny, die daran interessiert ist, ein sogenannter „Change Agent“ des Projektes zu werden, ist begeistert. Als Change Agent wird sie die Schüler:innen und Lehrer:innen für einen nachhaltigen Gemüseanbau, gesunde Ernährung sowie die Katastrophenvorsorge sensibilisieren, denn Haiti ist ein Land mit einem sehr hohen Risiko für Naturkatastrophen. „Ich hatte früher keine Ahnung von Landwirtschaft, aber das Projekt bedeutet mir und der Gemeinschaft sehr viel. Wenn wir das Obst und Gemüse des Gemeinschaftsgartens ernten, sorgen wir dafür, dass möglichst viele Menschen in der Gemeinde davon profitieren. Das ist ein echter Gewinn und motiviert mich“, sagt die Lehrerin und wischt sich eine Schweißperle von der Stirn.