Seit März 2012 hat eine massive Landflucht in die städtischen Zentren von Zinder und Maradi begonnen. Auf der Suche nach Arbeit zieht es immer mehr Männer in die nigrischen Großstädte.
Aufgrund der schlechten Versorgungslage verlassen viele Familien aus dem Süden des Niger ihre Dörfer und ziehen in die städitschen Zentren.
Foto: ASB NigerDa die Versorgungslage in den Dörfern schlecht ist, verlassen sie gemeinsam mit ihren Familien ihre Heimatgemeinden.
Eine Ursache dafür ist die Erntesaison 2012, die in den ländlichen Gebieten besonders schlecht ausfiel. Zusätzlich wurden die Erträge durch den Befall von Schädlingen dezimiert. So begann die „Zeit des Mangels“ bereits im März. Sie bezeichnet eigentlich die Zeitspanne zwischen der Aussaat und Ernte, in der die Bevölkerung auf Vorräte angewiesen ist. Normalerweise herrscht sie von Juni bis September.
Hungerkrise bedroht Familien
Die Nahrungsmittelknappheit verschärfte sich außerdem durch steigende Lebensmittel -Preise auf den Märkten. Von insgesamt 12.000 Dörfern sind etwa 7.000 in Niger von der schlechten Ernährungslage betroffen.
ASB-Mitarbeiter Rabiou Issoufou beschreibt die Situation: „Ich habe gesehen, wie Frauen bittere Anza-Samen von Bäumen sammeln, um ihre Familien zu versorgen. Diese Samen müssen drei Tage in Wasser eingeweicht werden, bevor sie genießbar sind. Sie bilden zurzeit ihre einzige Nahrung.“
Arbeitsmigranten verschärfen die Lage
Erschwerend wirkt sich die allgemeine Sicherheitslage in der Sahelzone aus. Aufgrund der Kriege in Libyen und der Elfenbeinküste kehrten rund 250.000 nigrische Arbeitsmigranten in ihr Heimatland zurück. Ihren Familien fehlt derzeit die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland.
Am 6. Mai 2012 bestätigte das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) den Zustrom von weiteren 40.000 Flüchtlingen aus Mali in die Regionen Tilllabery und Tahoua.
Mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes hilft der ASB 1.226 Familien bei der Rückkehr in ihre Heimatgemeinden in Zinder und Maradi.
Der ASB organisiert den Rücktransport der Familien. So können sie zu Beginn der neuen Aussaat-Saison ihre Felder wieder bestellen. Um die akute Ernährungssituation der Familien zu verbessern, werden die Haushalte zusätzlich über einen Zeitraum von vier Monaten finanziell unterstützt. Jede Familie erhält von Juni bis September 2012 einen Betrag von 49,50 Euro pro Monat. Der Betrag wird als Pauschale an den Vorstand der Familie ausgezahlt.
Das Bargeld trägt dazu bei
Der ASB ist seit 2005 mit einer internationalen und zwölf lokalen Mitarbeitern im Niger aktiv. Schwerpunkte der derzeitigen Projektarbeit sind Nothilfe und Katastrophenprävention. Etwa in den Regionen Maradi und Zinder, wo der ASB sich für den Aufbau von Getreide- und Futtermittelbanken engagiert, damit die Menschen Vorräte für die immer häufiger wiederkehrenden Hungerphasen anlegen können.
Projekttitel: Rückkehrhilfe für 1.226 ländliche Haushalte im Niger
Projektregion: Niger, Regionen Zinder, Maradi und Agadez
Zielgruppe: Gefährdete, vom Land in städtische Kommunen geflüchtete Familien, sowie weitere besonders verwundbare Haushalte
Projektvolumen: 320.014,65 Euro
Finanzierung: Eigenmittel 30.001 Euro / Auswärtiges Amt 288.013 Euro
Laufzeit: 28. Mai 2012 bis 31. Oktober 2012