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Bevölkerungsschutz und Katastrophenprävention

ASB-Resilienzprogramm – Selbstschutz für die Kommunen

Die Widerstandsfähigkeit einzelner Personen und das Zusammenspiel aller Menschen in der Gemeinschaft ist die Resilienz von Kommunen und Organisationen. Ein wirksames Resilienzprogramm fördert die Widerstandsfähigkeit dieser Einzelpersonen und Gruppen des alltäglichen Lebens sowie Verwaltungsinstitutionen und schult Menschen und Organisationen darin, sich auf Krisensituationen vorzubereiten, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen.

Bewusstsein schärfen und Selbstschutzfähigkeit stärken

Der ASB-Bundesverband hat im Zuge eines Hochwasser-2021-Projekts zusammen mit „Aktion Deutschland hilft“ (ADH) und den Kooperationspartnern „FU Berlin Katastrophenforschungsstelle“ (Kfs) und der „Hochschule Bielefeld“ (HSBI) im Februar 2024 ein Resilienzprogramm gestartet. Ziel ist es, die Bevölkerung im Zusammenspiel mit Kommunen und Hilfsorganisationen in ihren Selbstschutzfähigkeiten zu stärken. und bei der Vorbereitung auf Notlagen stärker in die Verantwortung zu nehmen. 

Im Rahmen der Risikokommunikation müssen wirksame Kommunikations- und Bildungsstrategien für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt, die Vorsorgemaßnahmen zum Selbstschutz in Gemeinden gefördert und spezifisches Wissen über regionale Katastrophenrisiken aktiviert und erweitert werden.  

Das übergeordnete Ziel besteht darin, Betroffene zu befähigen, sich selbst und andere zu unterstützen sowie in Notlagen Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder Hilfe zu organisieren. Gemeinschaftliche Strukturen sollen auch über das Katastrophenszenario hinaus gestärkt werden. 

Was ist Resilienz

Resilienz bedeutet, wie gut Menschen mit Stress, Belastungen und Veränderungen umgehen können, ohne dabei stark beeinträchtigt zu werden – das heißt, ohne ihre innere Stabilität zu verlieren, psychisch oder körperlich ernsthaft zu leiden oder im Alltag handlungsunfähig zu werden. Dieser Begriff gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt. 

Im Bevölkerungsschutz geht es darum, nicht nur einzelne Menschen widerstandsfähiger zu machen, sondern auch die Gemeinschaft als Ganzes so zu stärken, dass sie auf Herausforderungen gemeinsam reagieren und sich gut behaupten kann. 

Was ist Community Resilience?

„Community Resilience“ bedeutet, dass eine Gemeinschaft über verschiedene Fähigkeiten verfügt und diese gezielt entwickeln kann, um mit äußeren Störungen umzugehen.

Beispiele für solche Störungen sind: 

  • Naturkatastrophen: Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben.
  •  Technische Ausfälle: Stromausfälle, Zusammenbruch der Wasserversorgung.
  • Soziale Krisen: Pandemien, plötzlicher Zuzug vieler Menschen in eine Region.
  • Wirtschaftliche Herausforderungen: Arbeitsplatzverluste, Zusammenbruch lokaler Unternehmen.
Es sind häufig nicht die großen Ideen Einzelner, die die Resilienz stärken, sondern die richtige Reaktion vieler zum richtigen Zeitpunkt.

Edith Wallmeier

Geschäftsführerin Einsatzdienste, ASB-Bundesverband

Zielsetzung Resilienzprogramm

Lokale Verankerung der Krisenvorsorge

Das Resilienzprogramm soll Menschen und Gemeinschaften helfen, besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein. Dazu werden Informationen und einfache Methoden bereitgestellt, die an die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppe und Regionen angepasst werden können. 

Das ASB-Resilienzprogramm möchte mithilfe von Informationsveranstaltungen sowie Bildungs- und Mitmachangeboten die Fähigkeit zur Resilienzbildung fördern, indem es dazu anregt, sich mit sich selbst und der eigenen Lebenswelt auseinanderzusetzen.  

Die wichtigsten Inhalte auf einen Blick: 

  • Entwicklung von Risiko- und Krisenbewusstsein  
  • Auseinandersetzung mit eigenen Ressourcen 
  • Erstellung von Notfallplänen 
  • Aufbau von Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen 
  • die Fähigkeit, Vorsorge- und Katastrophenschutzinformationen zu bewerten 

 

Ziel ist es, hierdurch im Krisenfall handlungsfähig zu sein.
Voraussetzung dafür: 

  • Wichtige Informationen: eine Übersicht zu Informationen, Checklisten und lokalen Verantwortlichkeiten, zur regionalen Katastrophenvorsorge zusammengefasst zugänglich machen. 
  • Medizinisches Basiswissen: Wie kann ich mir selbst und anderen in einer Notlage helfen? 
  • Ortskenntnisse: Wo finde ich Sammelstellen, Trinkwasserquellen oder regionale Hilfsstrukturen und wie können diese in einer Notlage ausgeschildert werden? 
  • Praktische Tipps: zum Beispiel, ob man Wasser aus Bächen trinken kann, wie man es reinigt oder abkocht. 
  • Gezielte Ansprache: Passende Methoden und Materialien für verschiedene Zielgruppen, z. B. Schulen, Vereine oder Unternehmen. 

Selbstschutz-Fähigkeiten für Gemeinschaften

Zusätzlich sollen Kommunen aktiv einbezogen werden, um die Vorsorge nachhaltig und lokal zu verankern. 

Die Selbstschutz-Fähigkeiten ergänzen sich und sorgen gemeinsam dafür, dass eine Gemeinschaft auch in schwierigen Zeiten stabil bleibt. Nachhaltige Resilienzförderung in der Gemeinschaft ermöglicht tiefgreifenden Wandel durch Bildung solidarischer Strukturen. Darüber hinaus bilden sie die Grundlage für ein ganzheitliches Resilienzprogramm, das Kommunen hilft, Widerstandsfähigkeit aufzubauen, Krisen zu bewältigen und langfristig gestärkt daraus hervorzugehen. 

Dabei greifen die Selbstschutz-Fähigkeiten wie Zahnräder ineinander, um die Gemeinschaft widerstandsfähiger zu machen: 

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    Koordination und Kommunikation

    Eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Menschen, Behörden und Organisationen ist entscheidend. Im Notfall müssen Informationen effizient ausgetauscht und Aufgaben klar verteilt werden. Das kann eine gut funktionierende Notrufkette oder eine digitale Plattform sein, die Bürger rechtzeitig über Gefahrenlagen informiert.

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    Anpassungsfähigkeit

    Die Fähigkeit, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren, ist ein wesentlicher Faktor der Resilienz. Während der COVID-19-Pandemie zeigten viele Schulen, wie Anpassungsfähigkeit aussehen kann, indem sie schnell auf Homeschooling umstellten und digitale Lehrpläne einsetzten.

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    Ressourcenmanagement

    Eine kluge Nutzung und Bereitstellung von Ressourcen wie Wasser, Lebensmittel oder Energie ist essenziell. Notfallpläne, etwa für den Betrieb von Brunnen bei Wasserausfällen, sind Beispiele für gutes Ressourcenmanagement, das Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten gewährleistet. Zum Ressourcenmanagement gehören auch Soziale Ressourcen, wie Beziehungen, Familien, Netzwerke und Gruppenzugehörigkeiten. 

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    Gemeinschaftszusammenhalt

    Eine resiliente Gemeinschaft stützt sich auf gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Nachbarschaftsgruppen, die sich z. B. um Einkäufe für ältere Menschen kümmern, sind ein Beispiel für gelebten Zusammenhalt, der in Krisen lebenswichtig sein kann.

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    Wissen und Bildung

    Eine informierte und gut geschulte Gemeinschaft ist besser auf Notfälle vorbereitet.Schulungen wie jene, die zu Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten oder zur sicheren Trinkwasseraufbereitung angeboten werden, können dazu beitragen, das Wissen innerhalb der Bevölkerung zu erweitern und persönliche Selbstschutzfähigkeiten zu stärken. 

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    Schnelle Wiederherstellung

    Nach einer Krise ist es entscheidend, Strukturen und Abläufe schnell wiederherzustellen, um den Alltag der Menschen so rasch wie möglich zu normalisieren. Ein Beispiel dafür ist die zügige Reparatur von Stromleitungen nach einem Sturm, um die Energieversorgung wiederherzustellen.

Förderung resilienter Communities

Im Rahmen des Resilienzprogramms führt der ASB an verschiedenen Standorten „Round Tables“ mit Vertreter:innen der Kommunen, sozialer Einrichtungen sowie der regionalen Feuerwehr und lokaler Hilfsorganisationen durch. Ziel ist es, zu informieren und vulnerablen Gruppen Vorsorge und Hilfe anzubieten.  

„In Deutschland gibt es bereits eine Vielzahl von Maßnahmen, wie Sensibilisierungskampagnen der Behörden oder Notfallpläne in Kommunen, die dazu beitragen, die Bevölkerung für das Thema zu interessieren. Es ist jedoch wichtig, dass die Maßnahmen leicht verständlich, zugänglich und praxisnah sind“, erklärt Prof. Dr. Michael Stricker, Bundesvorstandsmitglied im ASB und Dekan an der Hochschule Bielefeld. 

Von der Theorie in die Praxis: das Programm EHSH

Das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge (BBK) finanzierte Programm „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ (EHSH) hat sich seit 2020 mit bundesweiten Kursangeboten erfolgreich seinen Weg in die Bevölkerung gebahnt und stellt ein zielgruppenübergreifendes Bildungsangebot dar. Hier geht es um Notfallbevorratung, um das Verhalten bei unterschiedlichen Krisen und Katastrophen wie Hochwasser, Stromausfall und auch Unwetter wie Gewitter, Stürme und Orkane. Jeder kann Fragen stellen und üben, was in einen Notfallrucksack gehört oder welche Lebensmittel und wieviel Trinkwasser bevorratet werden sollten. Teilnehmende aller Altersgruppen erhalten Tipps, wie sie sich bei einem Stromausfall helfen, ihre Dokumente sichern oder ihr Haus vor Hochwasser schützen können.

Mehr erfahren

Wissenschaftliche Grundlagen und internationale Erfahrungen

Die Katastrophenforschungsstelle (Kfs) der FU Berlin stellt Informationen aus internationalen Kontexten insbesondere zum Thema „Community Resilience“ zur Verfügung und leitet die sogenannten „Round Tables“ in verschiedenen Regionen Deutschlands, in denen zusammen mit den jeweiligen Kommunen und der Bevölkerung konkrete Verbesserungen und Maßnahmen abgeleitet werden.  

Die Hochschule Bielefeld (HSBI) unterstützt das Programm durch die Ableitung und Gestaltung von konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Community Resilience und den Selbstschutzfähigkeiten mit einem Fokus auf vulnerablen Zielgruppen (z. B.  Menschen mit Pflegebedarf oder wohnungslose Menschen).   

In kürze finden sie hier auch Forschungsergebnisse der HSBI und der Katastrophenforschungsstelle zum Thema Selbstschutz für Kommunen / Community Resilience.