Die Zeichen der Zeit erkennen
Als ich am 10. September 2022 zur neuen ASB-Präsidentin gewählt wurde, war ich sehr dankbar für die herzliche Aufnahme. Es ist mir eine Ehre, diese verdiente und traditionsreiche Organisation zu repräsentieren. Und im ASB gibt es vieles, das zu mir passt, denn soziale Gerechtigkeit stand für mich schon immer im Vordergrund. Die Ungerechtigkeit, dass nach wie vor die soziale Herkunft über den Erfolg im Leben entscheidet, dass Armut krank und Krankheit arm macht, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, treibt mich um. Diese Missstände zu bekämpfen, gehört zu meinen wichtigsten Zielen als Politikerin.
Aus meiner Zeit als Familienministerin und als geschäftsführende Ministerin für Arbeit und Soziales sind mir viele der Themen, mit denen sich der ASB befasst, vertraut. Ob es um die Verbesserungen für Pflegeberufe oder die angemessene Unterstützung pflegender Angehöriger geht: Der ASB ist auf diesen Feldern ganz vorn dabei, und ich bin froh, an der Spitze des ASB für diese Themen einstehen zu können. Schon bei meinen ersten Gesprächen und Begegnungen mit den Samariterinnen und Samaritern ist klar geworden, dass der zunehmende Fachkräftemangel in sozialen Berufen das drängendste Problem ist und viele Einrichtungen vor enorme Herausforderungen stellt. Das gilt ganz besonders für die Pflege, aber auch für die Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe. Ich sehe es als meine Aufgabe, als Präsidentin dieses Verbandes diesen Missstand zu bekämpfen.
Was der Verband im letzten Jahr geleistet hat, ist unglaublich beeindruckend – sei es in der Fluthilfe oder der Nothilfe für die Menschen in und aus der Ukraine, im Rettungsdienst, im Katastrophenschutz, in der Pflege oder der Teilhabe. Das ist eine unverzichtbare Hilfe, die tagtäglich von rund 41.000 Hauptamtlichen und 20.000 Ehrenamtlichen im ASB erbracht wird.
Es war mir eine ganz besondere Freude, im März die ASB-Gliederung in meiner Heimat – den ASB in Trier – zu besuchen, um den Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz nach der Flutwelle im Ahrtal zu danken. Alle Freiwilligen im ASB leisten besonders in Zeiten von Not und Krisen einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. Sie übernehmen Verantwortung und unterstützen das, was ihnen am Herzen liegt.
Vor dem Hintergrund von Krieg und Klimakrise ist der ehrenamtliche Bevölkerungsschutz ein besonders wichtiger Teil unseres zuverlässigen Hilfeleistungssystems. Umso wichtiger ist es, das Engagement sichtbarer zu machen und noch mehr Menschen für diese Tätigkeiten zu begeistern. 95 Prozent der im Bevölkerungsschutz ehrenamtlich engagierten Menschen sind mit ihrem Einsatz tief in der Zivilgesellschaft verankert. Deshalb möchte ich meinen Anteil daran leisten, sie wertzuschätzen.
Anfangs hat es mich überrascht, wie stark der ASB auch bei Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit präsent ist. Dabei ist es eigentlich klar: Sie gehören mit auf die Tagesordnung eines verantwortungsbewussten Verbandes, vor allem wenn er im sozialen Bereich tätig ist. Wer Menschen für sich begeistern will, im Haupt- wie im Ehrenamt, muss die Zeichen der Zeit erkennen. Das gilt auch für mich. Mein Terminkalender als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments ist zwar gut gefüllt, aber ich werde alles Machbare dafür tun, die Belange der Samariterinnen und Samariter angemessen zu vertreten.
Dr. Katarina Barley
ASB-Präsidentin