Freiwilligendienste starteten Lobbyoffensive
Für die beiden Freiwilligendienste FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und BFD (Bundesfreiwilligendienst) verlief das Jahr 2022 sehr dynamisch. Zum Jahresbeginn wurde bekannt, dass wegen Corona-bedingter Einsparungen im Bundeshaushalt auch in diesem Bereich eine Mittelkürzung drohte.
Da für die Planungssicherheit der Einsatzstellen eine Zusage über die Höhe von Fördermitteln im Vorfeld zwingend notwendig ist, wäre eine Kürzung oder kurzfristige Bereitstellung von Mitteln hinderlich. Die Zentralstellen im FSJ, FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und BFD starteten deshalb im Frühjahr 2022 eine gemeinsame Lobbyoffensive. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene wurden Briefe geschrieben sowie Gespräche mit der Politik geführt, um auf diese Misere hinzuweisen. Der ASB hat sich schriftlich an die damalige Familienministerin Anne Spiegel, Finanzminister Christian Lindner und die Mitglieder des Haushaltsausschusses gewandt und für eine offensive Unterstützung der Freiwilligendienste geworben. Diese Aktivitäten brachten für den kommenden Jahrgang einen ersten Erfolg, aber die notwendige langfristige Sicherung der Finanzierung von Freiwilligendienstplätzen konnte noch nicht erreicht werden. Der ASB wird sein Anliegen weiterverfolgen, denn Mittelkürzungen beim Freiwilligendienst sind ein falsches Signal.
Pflichtdienst – pro und kontra
Auch die Pflichtdienstdebatte wurde im Sommer wieder befeuert. 2022 erhielt das Thema besondere Aufmerksamkeit, da sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für eine soziale Pflichtzeit für junge Menschen starkmachte. Als Reaktion haben die Zentralstellen von FSJ, FÖJ und BFD im Dezember ein gemeinsames „Positionspapier" veröffentlicht, um für die Freiwilligendienste zu werben. Denn nur wenn dieses Engagement freiwillig gewählt wird, kann es mit einer strukturierten und fachlich kompetenten Anleitung und Begleitung jene positiven Erfahrungen vermitteln, die im späteren Leben einen Anreiz bieten, sich mit einem freiwilligen Engagement einzubringen.
Die meisten Verbände lehnen einen Pflichtdienst entschieden ab. Auch der ASB hat sich hier klar positioniert:
Dr. Uwe Martin Fichtmüller
Einführung eines Sprecher:innensystems
Auch inhaltlich entwickeln sich die Freiwilligendienste im ASB ständig weiter. Im Jahrgang 2022/2023 hat der Verband begonnen, ein bundesweites Sprecher:innensystem zu etablieren. Damit sollen die Freiwilligendienstleistenden im FSJ und BFD eine Plattform zur Vernetzung erhalten, um gemeinsam Themen zu bearbeiten oder Aktionen zu planen und somit den Gedanken der Partizipation mit Leben zu füllen.
Der ASB will nicht über seine FWD-Leistenden reden, sondern mit ihnen und ihre Ideen aufnehmen, wie das FSJ und der BFD weiterentwickelt werden können. Zudem haben die Freiwilligen mit dieser Vernetzung die Möglichkeit, sich aktiv in aktuelle Kampagnen einzubringen wie #FreieFahrtfuerFreiwillige oder „Freiwillig Ja“.
Teilnahme an der ASB-Bundesübung
Ein Highlight im Jahr 2022 war die Teilnahme einer Delegation von Freiwilligendienstleistenden an der Bundesübung des ASB, die vom 17. bis 19. Juni in Mainz und Worms stattfand. Der Tag davor wurde genutzt, um den Freiwilligen Hintergrundwissen zum Thema Bevölkerungsschutz näherzubringen. Das hochsommerliche Wetter trug zu einer entspannten Atmosphäre bei, und die T-Shirts der Freiwilligen mit dem Aufdruck „7.257.600 Sekunden für den ASB“ sorgten für Gesprächsstoff und regen Austausch.
Bei der Übung selber waren die FSJler:innen und BFDler:innen als „Opfer“ des Szenarios eingeplant, mit teilweise gruselig geschminkten Verletzungen. Mit viel Elan stürzten sich die Statist:innen in ihre Aufgabe und füllten ihre Rollen überzeugend mit Leben. Die Bundesübung war für alle Teilnehmenden ein unvergessliches Erlebnis.
Aktion Freiwillige des Monats
Ab August 2022 setzte der Bundesverband seine monatliche Ehrung im ASB freiwillig engagierter Menschen fort. Im Jahr davor noch durch Corona ausgebremst, war die Freude umso größer, endlich wieder Freiwillige in ASB-Gliederungen für ihr langjähriges oder besonders starkes Engagement zu ehren.
Die ersten waren im August gleich eine ganze Familie, nämlich die Michalowskis aus Berlin, die sich schon seit 50 Jahren über Generationen hinweg beim ASB Berlin im Sanitätsdienst und Katastrophenschutz engagieren. Es folgte im September Florian Licht, der den ASB Bonn/Rhein-Sieg/Eifel im Ehrenamtsformat „Engagierter Ruhestand“ unterstützt: Er erklärt mit dem Dr.-Tom-Rettungswagen Kindern in Kitas und Schulen den medizinischen Notdienst und chauffiert im Fahrdienst Seniorinnen und Senioren des Sozialpsychiatrischen Zentrums.
Im Oktober wurden die Kunsttherapeutinnen Nicole Boveland, Irina Miller und Tanja Leifeld geehrt. Seit Juli 2022 schaffen die drei Freiwilligen des ASB Witten ein positives Umfeld für Kinder und Erwachsene mit Fluchterfahrung, in dem sie sich sicher und willkommen fühlen dürfen.
Freiwillige des Monats November waren Leona Strauss und ihre Australian-Shepherd-Hündin Luna vom ASB-Rettungshundezug Ostthüringen. „Ich engagiere mich im ASB, weil der Verband bundesweit einer der größten Träger der Rettungshundearbeit ist und somit unsere Arbeit überhaupt erst möglich macht“, meint die Schülerin. Dabei ist ihre größte Motivation, gemeinsam mit ihrer Luna im Ernstfall auch Leben zu retten.
Anja Weiß und Holger Kablé aus Saarbrücken wurden im Dezember als besonders verdiente Wünschewagen-Begleiter:innen ausgezeichnet. Bereits seit 22 Jahren engagiert sich Holger Kablé im ASB. Neben seinem Engagement im Rettungsdienst und Katastrophenschutz war er auch als Ausbilder und in der Vorstandsarbeit aktiv. Das Projekt des Wünschewagens liegt ihm besonders am Herzen. Anja Weiß engagiert sich mittlerweile zusammen mit ihrem Ehemann beim Wünschewagen-Projekt. Für die examinierte Altenpflegerin und Fachkraft für Außerklinische Beatmung ist das Engagement für den Wünschewagen ein wichtiges Anliegen: „Es erfüllt mich, wenn ich durch kleine Taten einem schwerstkranken Fahrgast noch mal einen letzten Herzenswunsch erfüllen kann.“
Der ASB sagt seinen Freiwilligen des Monats von ganzem Herzen „Danke“ für ihr herausragendes Engagement!
Gefragt wie lange nicht: der ASB-Heldenwagen
Auch der Heldenwagen startete wieder mit seinen Aktivitäten. Ab Mai war er gut gebucht, um auf Stadtfesten oder beim Tag der offenen Tür in den Gliederungen für den ASB zu werben und mit seinem Innenleben voller Spiel- und Sportgeräte vor allem Kinder und Jugendliche anzusprechen. Egal, wo das gelb-rote Fahrzeug im Einsatz ist, der Heldenwagen ist immer ein Hingucker und hilfreiches Transportmittel zugleich.
Besuchshundedienste: Ehrenamtliche auf vier Pfoten
Auch die Besuchshundeteams konnten endlich wieder ihren Dienst antreten. Die ehrenamtlichen Hundeführer:innen waren froh, dass ihre Einsätze in Senioreneinrichtungen und Kitas wieder stattfinden konnten. Zahlreiche neue Mitstreiter:innen meldeten sich bei den Einsatzstellen, legten mit ihren Hunden den Eignungstest ab und starteten in die Vorbereitung für ihr Engagement im Besuchshundedienst.
Die Besuchshundeteams leisten Großartiges, sind regelmäßig in Pflegeeinrichtungen zu Gast und sorgen bei den Senior:innen für Abwechslung, Unterhaltung und Lebensfreude. Auch als Spielkameraden in Kitas oder Zuhörhunde beim Vorlesen sind die Vierbeiner gefragt und unterstützen Kinder mit Lerndefiziten an Schulen.
Schulsanitätsdienst
Seit dem Schuljahr 2022/23 kommen auch die Schulsanitätsdienste (SSD) wieder verstärkt zum Einsatz. Insgesamt lag das Förderprogramm des ASB zwar noch hinter den Zahlen der Zeit vor Corona, aber der Aufwärtstrend war bereits spürbar.
ASB/Hannibal