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Lernen von der Tsunami-Katastrophe 2004

Förderung einer inklusiven Katastrophenvorsorge

Eine der tödlichsten Katastrophen der jüngeren Geschichte war der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004. Anlässlich des 20. Jahrestags berichtet Chrysant Lily Kusumowardoyo, Regionaldirektorin für Süd- und Südostasien, wie Menschen mit Behinderungen im Katastrophenfall besser geschützt werden können.

Der Tsunami 2004 und auch nachfolgende Katastrophenereignisse wie der Tsunami 2018 vor Java und Sumatra haben gezeigt, dass die Katastrophenvorsorge Menschen mit Behinderungen stärker einbeziehen muss.  Lücken in der Barrierefreiheit und Kommunikation führen dazu, dass viele gefährdete Personen hilflos und ungeschützt zurückgelassen werden. Um eine widerstandsfähigere Zukunft zu schaffen, müssen wir mehrere entscheidende Schritte priorisieren. 

Zunächst ist die Schaffung einer barrierefreien Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Dazu gehört, dass Evakuierungswege, Notunterkünfte und Transportmittel so gestaltet werden, dass sie Menschen mit körperlichen, sensorischen oder geistigen Behinderungen aufnehmen können. Die Beseitigung physischer Barrieren kann in Notsituationen über Leben und Tod entscheiden. 

Ebenso wichtig ist die Entwicklung inklusiver Kommunikationssysteme. Frühwarnsysteme sollten auf unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnitten sein und visuelle Signale für Menschen mit Hörbehinderungen, hörbare Warnungen für Blinde und klare, einfache Nachrichten für Menschen mit kognitiven Behinderungen bereitstellen. In Katastrophenszenarien können rechtzeitige, verständliche Informationen Leben retten. 

Die Stärkung der Kapazitäten für die Katastrophenvorsorge und -bewältigung ist ein weiterer wichtiger Bereich. Es ist von entscheidender Bedeutung, Menschen mit Behinderungen in die Lage zu versetzen, sich aktiv an Vorsorgemaßnahmen zu beteiligen, und lokale Behörden und Einsatzkräfte entsprechend zu schulen. Eine gut vorbereitete Gemeinschaft stellt sicher, dass niemand zurückgelassen wird, wenn eine Katastrophe eintritt. 

Darüber hinaus sind die Erhebung und Nutzung von Daten von entscheidender Bedeutung. Das Verständnis der spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ermöglicht maßgeschneiderte Reaktionen und stellt sicher, dass bei Bedarf wichtige Dienstleistungen wie Mobilitätshilfen oder angemessene Lebensmittelversorgung zur Verfügung stehen. 

Schließlich bieten solide Rechtsrahmen wie das ASEAN-Abkommen über Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen (AADMER) und der ASEAN-Regionalrahmen für Schutz, Gleichstellung und Inklusion im Katastrophenmanagement 2021–2025 (ARF-PGI) eine Grundlage für ein inklusives Katastrophenmanagement. Die vollständige Umsetzung und Stärkung dieser Richtlinien tragen dazu bei, die Rechte und das Wohlergehen von Menschen mit Behinderungen in Krisenzeiten zu schützen. 

Förderung von Inklusion als zentrales Element der Katastrophenvorsorge 

Im Laufe der Jahre hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) diese Maßnahmen aktiv umgesetzt, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Strategien zur Katastrophenvorsorge zu verbessern. Der ASB hat Barrierefreiheit in seine Programme integriert, indem er sich auf inklusive Infrastruktur, Kommunikation, Kapazitätsstärkung und datengestützte Entscheidungsfindung konzentriert, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen bei Katastrophen nicht zurückgelassen werden. Unsere fortlaufenden Bemühungen tragen zu einer inklusiveren und widerstandsfähigeren Gesellschaft bei, insbesondere in Südostasien, wo die Gefahr von Katastrophen hoch ist. 

Durch Partnerschaften mit lokalen Organisationen, darunter Organisationen von Menschen mit Behinderungen und gemeinsame Lobbyarbeit über Netzwerke wie das Disability-inclusive Disaster Risk Reduction Network (DiDRRN) hat der ASB zur Entwicklung praxisorientierter regionaler Richtlinien beigetragen, die die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in die Katastrophenvorsorge sicherstellen. Die Yogyakarta-Erklärung von 2012 und der ASEAN-Masterplan 2021–2025 hat die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in regionale Rahmenwerke für das Katastrophenmanagement weiter gestärkt. 

Trotz dieser Fortschritte stellt der Mangel an Daten, die nach Alter, Geschlecht und Behinderung, aufgeschlüsselt sind, insbesondere im Katastrophenfall, weiterhin eine große Herausforderung dar. Deshalb hat der ASB in Zusammenarbeit mit seinen Partnern, dem Nossal Institute der Universität Melbourne und Life Haven, einer philippinischen Organisation von Menschen mit Behinderungen, Instrumente wie das Humanitarian Disability Needs Estimation and Screening Tool (HD-NEST) entwickelt, um die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in akuten humanitären Notsituationen schnell einschätzen zu können. Dadurch wird sichergestellt, dass humanitäre Hilfsmaßnahmen maßgeschneidert und wirksam sind und Lücken in den derzeitigen Bemühungen geschlossen werden. 

20 Jahre später: Es geht nach vorne 

Der 20. Jahrestag des Erdbebens und des Tsunamis im Indischen Ozean ist eine Erinnerung an den immensen menschlichen Tribut, den Katastrophen fordern, sowie eine ernste Mahnung Katastrophenvorsorge zu verbessern, insbesondere für Menschen mit Behinderungen.  

Der Abbau von Barrieren mit denen Menschen mit Behinderungen in Katastrophensituationen konfrontiert sind, kann nur gemeinsam gelingen. Durch eine barrierefreie Infrastruktur, verbesserte Kommunikationssysteme und die Umsetzung datengestützter Entscheidungen können wir eine widerstandsfähigere Zukunft für alle schaffen. 

Während wir der Opfer des Tsunamis von 2004 gedenken, müssen wir uns auch für eine Zukunft einsetzen, in der Menschen mit Behinderungen nicht nur in die Katastrophenvorsorge einbezogen werden, sondern auch befähigt werden, Führungsrollen bei der Gestaltung von Katastrophenvorsorge-Strategien zu übernehmen. Der Weg nach vorne liegt in Zusammenarbeit und einem unerschütterlichen Engagement für Inklusion, um sicherzustellen, dass in Krisenzeiten niemand zurückgelassen wird. 

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Martin Kunstmann

Projektkoordinator Asien

Telefon : 0221/47605-251

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ASB Deutschland e.V.

Sülzburgstraße 140
50937 Köln