ASB-Studie zeigt Motive für freiwilliges Engagement
Sechs zentrale psychologische Engagement-Motive zeigen, wie spezifisch auf die Sehnsüchte und Bedürfnisse potenzieller Freiwilliger eingegangen werden kann
14. November 2024, Köln – Engagierte Menschen sind gelassener, zufriedener und resilienter. Ihr Ehrenamt hilft ihnen, mit persönlichen Krisen besser umzugehen, sie beschreiben ihr Engagement als eine Quelle des Sinns und der emotionalen Erdung. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer qualitativen Studie des Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die das rheingold Institut im Auftrag durchgeführt hat. Gemeinsam wurde anhand von 48 zweistündigen Interviews tiefenpsychologisch untersucht, wie Menschen für gesellschaftliches Engagement und Ehrenämter gewonnen werden können.
Die Erkenntnisse bieten Ansätze, wie Menschen für den Dienst an der Gemeinschaft gewonnen werden können. „Die Studie macht deutlich, wie essenziell Engagement für unsere Gesellschaft ist“, sagt Stephan Grünewald, Gründer des rheingold Instituts. „Es unterstützt nicht nur die Hilfsbedürftigen, sondern bereichert auch die Engagierten.“
Die Landesvorsitzende des ASB NRW e. V., Lisa-Kristin Kapteinat, begründet die wichtige Rolle ehrenamtlichen Engagements in Hilfsorganisationen mit deren gesamtgesellschaftlichem Auftrag: „Die Bedeutung von Hilfsorganisationen wird, auch im Angesicht der Krisen unserer Zeit, zunehmend als unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft anerkannt. Vor allem das Ehrenamt spielt hierbei eine herausragende Rolle. Ehrenamtliches Engagement fördert individuelle Teilhabe und gesellschaftliche Integration und trägt zur Chancengleichheit bei. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, das gemeinschaftliche Zusammenleben aktiv mitzugestalten und neue Perspektiven zu gewinnen.“
Doch was treibt Menschen dazu, sich für andere einzusetzen?
Psychologische Stellschrauben für eine erfolgreiche „Volunteer Journey“
Um die freiwillige Engagement-Bereitschaft zu fördern, ist es wichtig, die Motive der Menschen tiefgehend zu verstehen. Sechs zentrale Engagement-Motive, die von „Erfahrung von Selbstwirksamkeit“ bis hin zur „Kompensatorischen Funktion“ reichen, zeigen, wie spezifisch auf die Sehnsüchte und Bedürfnisse potenzieller Freiwilliger eingegangen werden kann.
Während man im Beruf oder Alltag oft Langeweile, Fremdbestimmung oder fehlenden Sinn verspürt, findet man diese fehlende Erfüllung häufig im Ehrenamt. Aber auch Menschen, die Fremdbestimmung erlebt haben, können durch ihr Engagement selbst gestalten und anpacken. So beschreibt zum Beispiel die ehrenamtlich Engagierte beim ASB-Wünschewagen Elfriede H., 68 Jahre alt: „Als alleinerziehende Mutter hatte ich es oft nicht leicht. Doch egal, wie verzweifelt ich war – da war immer jemand, der uns ein Stück weitergeholfen hat. Daraus ist für mich der Entschluss entstanden, dass ich mich später ehrenamtlich einbringen werde.“
GenZ auf der Suche nach Gemeinschaft
Das Verlorenheitsgefühl der GenZ wird durch die fortschreitende Erosion sozialer Gemeinschaften verstärkt. Gerade die junge Generation fühlt sich immer weniger eingebunden in übergreifende Gruppierungen und ist auf der Suche nach einer haltgebenden Gemeinschaft.
Dass der Faktor Zusammenhalt und Wertschätzung in unterschiedlichen Facetten eine große Rolle spielt im ASB, weiß auch Stefanie Könitz-Goes, Projektleiterin beim ASB NRW und mitverantwortlich für die Engagement-Studie zu berichten: „Wenn sich Menschen füreinander einsetzen, entsteht eine bunte und starke Gesellschaft, in der Zusammenhalt und Empathie im Mittelpunkt stehen. Im Rahmen unseres Verbandsentwicklungsprozesses 'Menschenschätze und Menschen schätzen' entwickeln wir gemeinsame Strategien und Maßnahmen zur Aktivierung, Wertschätzung und Beteiligung im ASB.“
Gleichzeitig offenbart die Untersuchung die Herausforderungen, die Menschen erleben, die nach einer passenden Engagement-Form suchen. Viele befürchten, sich zeitlich oder emotional zu übernehmen. Dies führt dazu, dass erste Impulse für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Alltag schnell wieder verfliegen. Die Studie identifiziert diese Barriere als der eine zentralen Herausforderung für soziale Organisationen. „Ein professionelles und auch kümmerndes Ehrenamtsmanagement sowie belastbare verbandliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind unabdingbare Voraussetzungen für ein lebendiges und nachhaltiges Engagement in unserem Verband,“ betont daher Dr. Stefan Sandbrink, Landesgeschäftsführer des ASB NRW e.V. Nur so könne ein Ehrenamt auch langfristig Früchte tragen und die freiwillig Engagierten stärken.
Mehr Informationen unter:
www.asb-nrw.de/engagementstudie