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Fachtagung gegen sexualisierte Gewalt

Wachsam sein, nicht misstrauisch

Sexualisierte Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen ist für Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe ein Horrorszenario. Um dieser Gefahr weiterhin wirksam begegnen zu können, trafen sich 60 ASB-Mitarbeiter und Ehrenamtliche am 2. und 3. März zu einer Fachtagung in Köln.

In Deutschland ist ungefähr jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder neunte bis zehnte Junge von sexualisierter Gewalt betroffen. Die meisten Täter kommen aus dem direkten Umfeld der Betroffenen: Das können Vater, Mutter, Stiefvater, Bruder, ein naher Verwandter oder Freund der Familie sein – aber auch der Gruppenleiter im Jugendverband, der Ausbilder im Erste-Hilfe-Kurs oder Pädagogen in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Dieser potenziellen Gefahr stellen sich die Mitarbeiter der ASB-Kinder- und Jugendhilfe seit vielen Jahren – denn die betreuten Kinder und Jugendlichen haben Anspruch auf Sicherheit und Hilfe in einem schützenden und förderlichen Rahmen.

Kinder schützen – Mitarbeiter stärken

Um seine Mitarbeiter und Ehrenamtlichen beim Umgang mit diesem brisanten Thema zu unterstützen, hat der ASB-Bundesverband eine Fachtagung gegen sexualisierte Gewalt veranstaltet. Am vergangenen Freitag und Samstag nahmen 60 Pädagogen, Erzieher und ehrenamtliche Helfer an der Veranstaltung des ASB teil. „Der ASB hat gegenüber Kindern und Jugendlichen eine Schutzfunktion, die wir absolut sehen. Der ASB hat aber auch eine Schutzfunktion seinen Mitarbeitern gegenüber: Daher möchten wir sie für das Thema sensibilisieren und Wege aufzeigen, damit umzugehen. Wir stärken ihnen gleichzeitig auch den Rücken, damit sie mit den Kindern in ihrer Obhut weiterhin nah und vertrauensvoll zusammenarbeiten können“, so ASB-Bundesgeschäftsführer Christian Reuter in seiner Eröffnungsrede.

Vorträge und Workshops

In ihrem Vortrag stellte Claudia Obele, Vorstandsvorsitzende Hochdorf, Evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg, den Weg ihrer Einrichtung bei der Entwicklung eines Konzepts der Prävention und Intervention bei Fehlverhalten pädagogischer Fachkräfte vor. Sie betonte dabei, dass man sich ihrer Erfahrung nach von den Beispielen anderer Einrichtungen inspirieren lassen solle, kopieren könne man so etwas aber nicht: „Ein Konzept darüber, welches Verhalten der Mitarbeiter erwünscht, welches adäquat oder vollkommen unangebracht ist, spiegelt immer die Arbeitskultur, die Wertvorstellungen und die Einstellungen einer Einrichtung wider. Damit so etwas wirklich gelebt wird, müssen die Mitarbeiter und die Leitung dies gemeinsam entwickeln, diskutieren und manchmal auch erstreiten.“

In einem weitereren Fachvortrag stellte Hans-Jürgen Schimke, stellvertretender Vorsitzender des Kinderschutzbundes NRW, das neue Kinderschutzgesetz vor und betonte dabei, dass Kinder einen Anspruch auf Beratung ohne das Wissen der Eltern haben. Neben den Fachvorträgen setzten sich die Teilnehmer in Kleingruppen intensiv mit den verschiedenen Facetten sexualisierter Gewalt auseinander. In den Workshops hatten sie Gelegenheit, sich beispielsweise mit Täterstrategien und besonders gefährdeten Gruppen zu befassen, Gefahrenquellen zu identifizieren und die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen auszuarbeiten.

Susanne Wagner