Austausch zu ambulanter Pflege
Zum 6. Sozialpolitischen Frühstück trafen sich am 5. Juni in Berlin Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten mit Experten des ASB zu einem interessanten Austausch.
Thema der diesjährigen ASB-Veranstaltung war, wie die Versorgung hilfs- und pflegebedürftiger Menschen in der Häuslichkeit unter den bestehenden Bedingungen gelingen kann. In entspannter Atmosphäre diskutierten bei einem Sozialpolitischen Frühstück in Berlin ASB-Experten mit sieben Mitarbeitern von Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen. Hauptthema waren die Instrumente und Wege, die zum Gelingen einer ambulanten Versorgungssituation notwendig sind, die aber unter den gegebenen Bedingungen strukturell, finanziell und personell oft nicht zur Verfügung stehen.
Gesprächspartner für die Gäste aus der Politik waren Helga Wurbs, stellvertretende Vorsitzende des ASB-Bundesvorstandes, Gabriele Osing, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste beim ASB-Bundesverband, Patrick Nieswand Referent Ambulante Dienste beim ASB-Bundesverband, Uwe-Martin Fichtmüller, Geschäftsführer des ASB-Landesverbandes Sachsen, und Matthias Lüschen, Abteilungsleiter Soziale Dienste der ASB Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH.
Diskussionen zur ambulanten Pflege
Die ASB-Experten beschrieben, dass immer mehr hilfsbedürftige Menschen in prekären Versorgungssituationen leben. Gerade in der ambulanten Versorgung klafft oftmals eine große Lücke zwischen dem tatsächlichen Bedarf und dem, was professionelle Anbieter unter wirtschaftlich vertretbaren Gesichtspunkten gemeinsam mit den Angehörigen zu leisten vermögen. Verschlimmert wird dies durch eine verstärkte Verarmung und Vereinzelung von Seniorenhaushalten.
In der angeregten Diskussion interessierte sich beispielsweise Johanna Powoll, Mitarbeiterin des CDU-Abgeordneten Thomas Jarzombek, vor allem für die Strukturen der ambulanten Versorgung. Gerhild Pinkvoss-Müller aus dem Büro der SPD-Abgeordneten Silvia Schmidt brachte die eigenen Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem ein und fragte, welche Änderungen nach Meinung des ASB unerlässlich seien.
Nach Meinung von Gabriele Osing, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste im ASB-Bundesverband, müssen Beratungen frühzeitig einsetzen und aktiv angeboten werden. Hilfsbedürftige Menschen und ihre Angehörigen seien oft über ihre Rechte nicht ausreichend informiert und die Pflegekassen kämen ihrem Beratungsauftrag nicht adäquat nach.
Uwe Fichtmüller, Geschäftsführer des ASB Sachsen, ergänzte, dass Beratungsleistungen von Experten vor Ort geleistet werden sollten – in der Regel von den Mitarbeitern ambulanter Pflegedienste selbst. Dabei müsse eine angemessene Finanzierung dieser Beratung durch die Pflegekassen gewährleistet werden. Er forderte die Politik auf, flexible Einsatzmöglichkeiten verschiedener Berufsgruppen mit unterschiedlichen Qualifikationen zuzulassen und damit einen umfangreichen Hilfemix zu ermöglichen. Bislang würden die engen Vertragsvorgaben wenige Möglichkeiten für Anbieter sozialer Dienste eröffnen, kreative Wege zur Verbesserung des Leistungsangebots zu finden.
Matthias Lüschen, Abteilungsleiter Soziale Dienste der ASB Sozialeinrichtungen Hamburg GmbH, wies darauf hin, dass die ausufernde Bürokratie in der Pflege, gerade auch durch die Pflegetransparenzvereinbarungen, viel Frust bei den Mitarbeitern hinterlasse. Für die Mitarbeiter sei es sehr unbefriedigend, dass sie mehr Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen verbringen würden, als mit der Pflege der Menschen in ihrer Obhut. Dieses Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Pflege verschärfe das Problem des Personalmangels.
Einig war man sich darin, dass die Kommunen ein wesentlicher Akteur und Partner in der Weiterentwicklung der Versorgung älterer Menschen sind.
Fazit der Beteiligten
Alle Beteiligten zeigten sich sehr zufrieden mit den Informationen, Beiträgen und Ergebnissen des Sozialpolitischen Frühstücks. „Der lebendige, persönliche Dialog zwischen Fachleuten aus unserem Verband und Vertretern der Politik ist ein wichtiges Instrument, um Standpunkte zu vertreten, aber auch, um Forderungen deutlich zu machen und die Interessen beider Seiten kennenzulernen“, betont Gabriele Osing. „Diese konstruktiven Gespräche sind Teil der politischen Kultur im ASB und wir werden sie auf jeden Fall fortsetzen.“
Susanne Wagner