Der ASB hilft den Menschen nach der Flutkatastrophe
Der Arbeiter-Samariter Bund (ASB) ist weiterhin in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Einsatz, um die Menschen nach der verheerenden Flutkatastrophe 2021 bei der Bewältigung der Schäden, beim Wiederaufbau und der Traumabewältigung zu unterstützen.
Bislang hat der ASB 36,7 Millionen Euro bereitgestellt, um die Menschen in den betroffenen Regionen zu unterstützen und konnte damit 60.000 Menschen in über 70 Orten helfen. Der Wiederaufbau dauert an, denn die Schäden waren immens. Gleichzeitig nimmt die Traumabewältigung auch drei Jahre nach der Flut einen großen Platz in der Arbeit des ASB in den Flutgebieten ein, denn viele Menschen sind von den Auswirkungen nachhaltig betroffen. Die Projekte werden aus Spendenmitteln der Aktion Deutschland hilft (ADH) finanziert.
Unsere Hilfe weiter, solange die Menschen uns brauchen.
Ausgewählte ASB-Hilfsprojekte in NRW und Rheinland-Pfalz
An sieben Standorten wurden mehr als 300 Menschen nach dem Hochwasser in Übergangswohnungen untergebracht, bis sie in ihre Wohnungen oder Häuser zurückziehen konnten. Die Gemeinschaftswohnanlage in Dernau, die 14 Seniorinnen und Senioren Platz bietet und vom ASB errichtet wurde, wird weiterhin betrieben und bietet den Bewohner:innen einen Schlaf- und Wohnbereich sowie ein Sanitär- und Kochbereich, ausgelegt für ein Paar oder Alleinstehende.
„Die Menschen haben – zumindest soweit wie möglich – wieder das Gefühl zu Hause zu sein“, berichtet die Betreuerin der Gemeinschaftsunterkunft in Dernau, Katrin Zetzsche-Josten. „Wichtig ist nun, dass alle ihre Hoffnung und Zuversicht behalten.“
Für Kinder- und Jugendliche bietet der ASB im Ahrtal verschiedene zielgruppenspezifische Angebote an. Dazu gehören Kurse zur Traumabewältigung, physiotherapeutische Anwendungen zur Lösung von Blockaden oder Einschränkungen, resilienzbildende Kurse, Ferienfreizeiten und gemeinsame Aktivitäten. Eltern-Kind Coaching-Angebote und die soziale Betreuung von Familien runden das Angebot des ASB für die Menschen vor Ort ab.
Das Projekt "721 gestern | heute | morgen" bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich kreativ mit den Erlebnissen und Erfahrungen nach der Flut auseinanderzusetzen, die Flutereignisse zu reflektieren und kreativ zu verarbeiten. Das Projekt richtet sich an junge Menschen im Alter von 13 bis 21 Jahren, die selbst direkt vom Hochwasser betroffen waren, aber auch an jenen, die als Helfende Erfahrungen gesammelt haben, oder dadurch, dass ihre Freunde, Familie, Schule oder Jugendeinrichtung von dem Hochwasser betroffen waren. Träger des Projekts ist der Arbeiter-Samariter-Bund mit finanzieller Unterstützung der Aktion Deutschland hilft.
Das außergewöhnliche multimediale Projekt wurde von den "Studios für kulturelle Bildung" im mit allen Werkzeugen der modernen Medientechnik ausgestatteten Haus CULTRA in Brühl ins Leben gerufen. Es richtet sich insbesondere an die von der Flut betroffenen Regionen und angrenzenden Gemeinden sowie an Euskirchen, Eifel, Erftstadt.
Neben der Bewältigung der Flutkatastrophe bietet das Projekt allen jungen Teilnehmenden einen geschützten Raum, um ihre kreativen Talente zu entdecken und zu entfalten. Hier finden sie Freiraum und alle technischen Möglichkeiten, um sich offline wie online entfalten. Das Haus Cultra bietet moderne Medientechnik wie ein Podcast-Studio, hochmoderne Kameras und vieles mehr, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, neue Interessen und Fähigkeiten kreativ zu entdecken.
Dazu Katharina Huber, künstlerische Leitung des Projekts:
"Unabhängig von der gesellschaftlichen und sozialen Relevanz des Projekts angesichts der Flutkatastrophe, ist dies ein einmaliges Angebot für Jugendliche. Sie bekommen hier in einer offenen und zwanglosen Atmosphäre alles, was sie brauchen, um sich kreativ auszuprobieren, etwas zu lernen und auch Fähigkeiten zu entdecken, von denen sie vielleicht gar nicht wussten, dass sie diese besitzen. Es ist auch eine Möglichkeit, eine andere Perspektive auf den eigenen Alltag, eigene Sichtweisen und Gewohnheiten zu bekommen. Hier gibt es dafür die technischen Werkzeuge sowie persönliche und individuelle Ansprache. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Spielplatz, oder sogar ein Abenteuerspielplatz, auf dem man selber etwas kreieren und bauen kann, nur eben zeitgenössischer vielleicht."
Notheizungen für Familien im Ahrtal
Auch im dritten Winter nach der Flutkatastrophe waren im Ahrtal noch immer viele Häuser ohne funktionierende Heizung und Warmwasser. Um die Situation zu verbessern, wurden 80 sparsame Brennwert-Notheizungen bereitgestellt. Mit jeder dieser Notheizungen können bis zu drei Häuser mit Warmwasser und Wärme versorgt werden. Dabei sind die Notheizungen mobil und können dezentral, z.B. in der Einfahrt oder dem Garten, aufgestellt werden. Das Projekt wird durch einen Zusammenschluss der Hilfsorganisationen ASB, Johanniter Unfallhilfe, Malteser Hilfsdienst und Help – Hilfe zur Selbsthilfe durchgeführt.
Nach der Flut wurde schnell deutlich wie immens die Schäden an privaten und öffentlichen Gebäuden waren. Den ASB erreichten in den betroffenen Regionen zahlreiche Hilfegesuche von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern. Der Bedarf an versicherungs- und baurechtlicher Beratung war und ist groß. Für die Geschädigten ist es teilweise schwer, ihre Ansprüche geltend zu machen. Häufige Probleme sind unklare Vertragsverhältnisse und – bedingt durch die Flut – fehlende Unterlagen.
Der ASB NRW hat die Notlage der Betroffenen sofort aufgenommen und eine geeignete Fachanwaltskanzlei gefunden, die bereit war hier zu unterstützen. Die Anwälte – spezialisiert auf Versicherungsrecht – beraten seit Ende November 2021 in den stark betroffenen Regionen wie Euskirchen, Erftstadt oder Mechernich mit den angrenzenden Gemeinden.
In persönlichen Gesprächen vor Ort ist ausreichend Zeit, die individuellen Probleme zu besprechen. Die weitere Betreuung findet per Telefon oder per E-Mail statt. Für die Flutgeschädigten ist die Beratung kostenlos. Die Beratung wird aus Spenden der Aktion Deutschland hilft (ADH) finanziert.
Traumapädagogische Beratung, Kinder-/Jugendhilfe und Reittherapie
Viele Menschen kämpfen noch heute mit den belastenden und traumatisierenden Erlebnissen während der Flutkatastrophe. Unterstützung bietet die traumapädagogische Beratung des ASB Rhein Erft/Düren in Euskirchen.
Ein Team des ASB bietet seit 2022 traumapädagogische Beratung an. Betroffen haben eine große Verunsicherung erfahren, Sicherheit ist weggebrochen. Das führt oft zu Problemen, den Alltag zu bewältigen. Die Beratung unterstützt die Menschen ganz individuell, sei es bei alltäglichen Dingen oder Anträgen bei Behörden. Das Ziel ist, die Betroffenen zu stärken. Die Beratung ist kostenlos.
Ein weiteres Projekt des ASB zur Bewältigung der traumatischen Erlebnisse ist die Reittherapie für Kinder in Mechernich. Die therapeutischen Reitstunden helfen, Ängste zu überwinden und geben den Kindern Energie, Entspannung und neues Selbstbewusstsein. „Pferde spenden einfach Sicherheit“, sagt Reittherapeutin Isabell Riedling. Und eine Mutter berichtet: „Das hat ganz viel Stabilisierung gebracht.“
Als ein Baustein der Hilfeleistung für die von der Flutkatastrophe Betroffenen zahlt der ASB finanzielle Unterstützungsgelder aus. Dazu zählen die Bearbeitung und Auszahlung von Soforthilfen in Höhe von bis zu 2.500 Euro pro Haushalt, die Bereitstellung von Stromkostenpauschalen und Wiederaufbauhilfe-Zahlungen als Aufstockungen zu staatlichen Unterstützungsleistungen. Der ASB hat bislang 9 Mio. Euro Soforthilfen und Aufstockungen an Flutgeschädigte ausgezahlt. Die Auszahlungen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kommunen, u.a. in Erftstadt und Umgebung, in Bergisch Land und in Rheinland Pfalz. Zudem wurden und werden Stromkostenpauschalen ausgezahlt, um die Mehrkosten bei der Stromrechnung durch den Einsatz von Bautrocknern auszugleichen.
„Ein guter Anfang für jedes Leben“ – dieses Motto war wegweisend bei der Idee, das ASB-Hebammenmobil auf die Straße zu bringen. Die rollende Hebammenpraxis ist speziell für den Einsatz in den vom Hochwasser betroffenen Regionen entwickelt worden, denn die Menschen in den Hochwassergebieten stehen vor enormen Herausforderungen.
Die Infrastruktur ist erst in Teilen wiederhergestellt und das erschwert – auch bei der laufenden Aufbauarbeit – die Betreuung durch eine Hebamme. Diese Lücke soll das Hebammenmobil schließen. Zu festgelegten Zeiten steht das Hebammenmobil in mehreren Ortschaften wie Mechernich, Schleiden, Gmünd und Wachtberg – immer besetzt mit einer Hebamme aus der Region. Schwangere Frauen und junge Familien können sich so wohnortnah beraten und betreuen lassen.
Das Fahrzeug ist wie eine Hebammenpraxis ausgestattet. Es gibt eine Liege für die Untersuchungen, einen Wehenschreiber, Tisch und Sitzgelegenheit für ausführliche Beratungsgespräche sowie Platz zum Spielen für Geschwisterkinder, sogar zwei Kisten mit Kinderspielzeug. Die blickdichte Außenverkleidung des Mobils sorgt für ausreichend Sichtschutz und Vertraulichkeit bei Untersuchungen und Beratungsgesprächen.
Mehr zum Hebammenmobil finden Sie hier: asb-hebammenmobil.de
Bei der Baustoffspenden-Ausgabe in Erftstadt erhalten Flutbetroffene kostenlos Baumaterialien, die von Firmen und Privatpersonen gespendet wurden, beispielsweise Fliesenkleber, Estrich oder Trockenbaumaterialien. Außerdem werden Werkzeug und Geräte für die Sanierungsarbeiten verliehen. Mit dem Baustoffzentrum wird der Wiederaufbau von privaten Wohnungen und Häusern unterstützt, denn Handwerker:innen und Baustoffe sind knapp.
Gegründet wurde die Baustoffspenden-Ausgabe im Sommer 2021 von engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, mit der Unterstützung und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Erftstadt.
Im April 2022 hat der ASB die Trägerschaft für das Projekt übernommen, das nun aus Mitteln der Aktion Deutschland hilft (ADH) finanziert wird. Nach wie vor engagieren sich 120 Ehrenamtliche für das Projekt; täglich helfen 25 Ehrenamtliche beim Betrieb des Baustoffzentrums. Bislang wurde Baumaterial an über 32.600 Betroffene ausgegeben. Es wurden Baustoffe im Wert von mehr als 15,1 Mio. Euro an Betroffene ausgegeben.
Unmittelbar nach der Flut hat der ASB in den betroffenen Regionen in NRW und Rheinland-Pfalz jede Menge Hilfsgüter geliefert, insbesondere Bautrockner zum Trocknen der feuchten Gebäude. ASB-Helfer:innen haben 778 Bautrocker ausgeliefert, 555 Heizgeräte und Heizlüfter sowie 20 Notstromaggregate. Außerdem hat der ASB viele Flutgeschädigte mit neuen Haushaltsgeräten versorgt: mit rund 700 Kühlschränken, 150 Mikrowellen oder Kochplatten sowie 1042 Waschmaschinen und Wäschetrocknern.
Glücksmomente schenken: ASB-Wunschbaumaktion für Kinder (abgeschlossen)
Die ASB-Wunschbaumaktion, die am 21. Dezember 2022 in Mechernich in der Bürgerhalle Kommern stattfand, richtete sich vor allem an Familien mit Kindern. Die Aktion wurde vom ASB NRW gemeinsam mit der Stadtverwaltung Mechernich organisiert. In der Adventszeit hatten die 300 Kinder, die beschenkt werden sollten, Wunschbaum-Karten erhalten. Auf die Karten konnten sie Geschenkwünsche von bis zu 30 € schreiben. Die „Bescherung“ erfolgte dann in der Bürgerhalle. Ab dem Nachmittag konnten Kinder und Senior:innen gemeinsam bei Kaffee und Kuchen basteln und wurden dabei musikalisch von Uwe Reetz und Stephan Brings von der Kölner Kultband Brings mit Weihnachtsliedern begleitet. Am frühen Abend war es dann soweit: Samariterinnen und Samariter verteilten die Geschenke an die 300 Kinder, die sich sehr darüber freuten. Ein paar Eindrücke von der Wunschbaumaktion erhalten Sie hier in der Bildergalerie.
Forderungen des ASB: Katastrophenvorsorge muss gestärkt werden
Zwei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen fordert der ASB die Stärkung der Katastrophenvorsorge.
Die drei Forderungen des ASB:
Umsetzung der bundesweit einheitlichen Helferfreistellung
Die überwiegende Arbeit im Bevölkerungsschutz wird durch ehrenamtliche Einsatzkräfte geleistet. Ihr Einsatz wird jedoch gerade bei länderübergreifenden Großeinsätzen durch unterschiedliche oder fehlende Regelungen zur Helferfreistellung erschwert. Zwar haben einzelne Länder wie Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein oder Sachsen die Helferfreistellung bereits geregelt, jedoch müssen bei großen Katastrophen bundesweite Mechanismen greifen, um die administrativen und versicherungsrechtlichen Hürden für die Bevölkerungsschützer:innen und ihre Arbeitgeber so einfach und handhabbar wie möglich zu machen. Eine bundesweit einheitliche Regelung, die die Freistellung von Helferinnen und Helfern der anerkannten Hilfsorganisationen durch den Arbeitgeber klar regelt und mit den Ehrenamtlichen von THW und Feuerwehr gleichstellt, ist daher dringend notwendig.
Hierbei müssen folgende Fragen geregelt werden: Freistellung der Ehrenamtlichen vom Arbeitsplatz, Leistungen für Verdienstausfälle an Arbeitgeber, Sozialversicherungsleistungen sowie Freistellungen für Übungen, Bereithaltung, Aus- und Weiterbildung.
Auch das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Auftrag gegebene Kurzgutachten aus dem Herbst 2021 zur Helfergleichstellung in Deutschland kommt zu der Empfehlung, dass zwischen Bund und Ländern eine gemeinsame Lösung abgestimmt werden muss mit dem Ziel, bundesweit Helferinnen und Helfer gleichzustellen. Ob dies mittels eines Staatsvertrages zwischen den Ländern und dem Bund oder des Gesetzes über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (ZSKG) gewährleistet wird, ist für uns dabei unerheblich. Entscheidend ist eine Lösung.
Zentralisierung von Krisenmanagementstrukturen
Die Bewältigung von Hochwasserkatastrophen wie 2002, 2009, 2013 und 2021 oder auch anderer Großschadenslagen, wie zuletzt die Waldbrände in Brandenburg, müssen zentral beobachtet und koordiniert werden, um alle vorhandenen Ressourcen so effizient wie möglich zusammenzuführen und einzusetzen. In der länderübergreifenden Zusammenarbeit müssen Strukturen geschaffen werden, in der eine „Krisenzentrale“ solche Einsätze koordiniert, Lagebilder erstellen lässt, Bedarfe erkennt und Ressourcen anfordert. Gleichzeitig muss eine solche Krisenzentrale die Öffentlichkeit informieren. Der Dreiklang im Bevölkerungsschutz zwischen Bund, Ländern und Landkreisen funktioniert in kleinen Lagen, in Übungs- und Ausbildungsstandards, aber in nationalen Schadenslagen kommt dieses System an seine Grenzen. Das geplante Gemeinsame Kompetenzzentrum im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nimmt erste Konturen an und ist ein dringend erforderlicher Schritt. Die Einbindung der Hilfsorganisationen muss dabei gewährleistet sein. Darüber hinaus bedarf es aber auch einer insgesamt verbesserten Ausstattung des Katastrophenschutzes.
Steigerung der Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung
Die Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung (Resilienz) muss durch Maßnahmen der Katastrophenprävention und Bildungsangebote verbessert werden, damit Menschen sich und anderen in Krisen und Katastrophen schnell helfen können. Hier leisten der ASB und weitere Hilfsorganisationen mit ihren „Erste Hilfe-Kursen mit Selbstschutz-Inhalten“, die vom BBK finanziert werden, einen Beitrag. Wir brauchen außerdem einen Krisenatlas für Deutschland, damit Menschen wissen, dass sie in Hochwasser- und Überschwemmungsgebieten oder Dürreregionen leben und sich entsprechend vorbereiten können.