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ASB-Hilfsmissionen in Guatemala
FAST-Einsatz

ASB hilft in Nordsyrien mit medizinischen Hilfsgütern und Skyhydranten / FAST-Einsatz in der Türkei wird fortgesetzt

Zwei Wochen nach der Entsendung eines Schnelleinsatzteams (FAST) zieht der ASB eine positive Bilanz seines Hilfseinsatzes im Erdbebengebiet: Im türkischen Samandağ hat das FAST inzwischen zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen in Betrieb genommen, die täglich 20.000 Liter Trinkwasser produzieren.

Foto: ASB Deutschland e.V./ Hannibal

Ein zweites Team, das gestern als Ablösung eingetroffen ist, wird die Produktion und Verteilung von Trinkwasser an die Bevölkerung fortsetzen. Zugleich hat die Schulung von Mitarbeitern des städtischen Wasserversorgers HATSU begonnen, die den Betrieb der beiden Anlagen im Lauf des März übernehmen sollen. Damit ist eine nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser gesichert.

Dank der Vermittlung und logistischen Unterstützung der WHO konnte der ASB eine komplett ausgerüstete Zeltambulanz samt Medikamenten für die Hilfsorganisation SEMA (Syrian Expatriate Medical Association) in Nordsyrien bereitstellen. Die Feldambulanz mit 6 Zelten für Wartebereich, Registrierung, Behandlung, Notaufnahme und Apotheke ermöglicht die hausärztliche Versorgung von täglich 150 Patient:innen. Die medizinische Ausrüstung umfasst neben Diagnostik (wie Stethoskope, Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräte), Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial.

Die Ambulanz wird in Dschindires aufgebaut, 50 Kilometer von Aleppo entfernt. Die dortige Gesundheitsstation wurde durch das Erdbeben zerstört, mit der Ausrüstung des ASB kann das medizinische Personal nun die rund 2.000 Bewohner:innen basismedizinisch versorgen. „Das ist ein großer Erfolg unseres Einsatzes. Wir können dort helfen, wo nach dem Erdbeben aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien bislang kaum Hilfe angekommen ist“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Christine Theiss, die das FAST-Team diese Woche vor Ort unterstützte. „Wir sind alle sehr froh, dass das hochwertige medizinische Equipment erfolgreich nach Syrien transportiert wurde und den Menschen dort zu Gute kommt.“

Der ASB hilft in Nordsyrien auch mit mobilen Trinkwasseranlagen, sogenannten Skyhydranten. In Zusammenarbeit mit Johanniter International und arche nova, unseren Bündnispartnern der Aktion Deutschland Hilft (ADH), können wir insgesamt sechs Skyhydranten für Nordsyrien bereitstellen. Fünf Skyhydranten von arche nova hat das FAST-Team gestern mit in die Türkei genommen. Sie werden in den nächsten Tagen nach Syrien gebracht und den Hilfsorganisationen SEMA und MAPS übergeben. Der erste Skyhydrant ist bereits in der nordsyrischen Stadt Afrin im Einsatz. Die Kollegen der Hilfsorganisation MAPS (Multi Aid Programs) wurden bereits an den Geräten geschult.

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"Ich bin froh, dass wir den Menschen helfen konnten"

 

Hannah Egger, normalerweise in der Abteilung Projekte & Qualitätssicherung von Aktion Deutschland Hilft tätig, war ehrenamtlich in der Türkei im Einsatz. Im Interview mit der Aktion Deutschland Hilft berichtet sie über ihre Erlebnisse.

Aktion Deutschland Hilft: Was fällt dir nach deiner Rückkehr aus dem Erdbebengebiet als erstes ein, wenn du an den Einsatz denkst?

Hannah Egger: Diese zerstörte Stadt, Samandağ. Sie liegt ganz im Südosten der Türkei, 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Bei einem der vielen Nachbeben wurde sie schwer getroffen – fast zwei Wochen nach den ersten Erdbeben am 6. Februar. Man kann die Zerstörung kaum begreifen. Man läuft durch die Stadt, kommt sich vor wie in einem Endzeitfilm, komplett surreal. Nur ganz langsam kommt im Kopf an, was hier passiert ist.

Was brauchen die Menschen dort am dringendsten?

Weiterhin vor allem Unterkünfte wie Zelte, die Regen abhalten. Viele Menschen haben, als wir dort waren, immer noch unter Plastikplanen geschlafen. Viele unterirdische Leitungen wurden zerstört. Die Wasserversorgung, Sanitäranlagen, die Stromversorgung, das Internet: Das muss alles wiederhergestellt werden. Psychosoziale Hilfe wird von großer Bedeutung sein. Es gibt Menschen, die ihre ganze Familie verloren haben, oder ihre:n Lebenspartner:in. Posttraumatische Belastungen als Folge so einer Katastrophe zeigen sich oft erst Monate später.

Neben der psychosozialen Unterstützung, die du erwähnt hast: Welche mittel- und langfristige Hilfe brauchen die Menschen im Erdbebengebiet?

Die Stadt Samandağ, in der ich war, wird wahrscheinlich nicht mehr aufgebaut. Viele Menschen sind schon zu Verwandten in andere Landesteile oder sogar ins Ausland gezogen. 

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Viele werden vermutlich nicht zurückkehren. Es gibt bei diesen Katastrophen auch immer Menschen, die nichts haben: weder Kontakte, noch Geld, um woanders neu anzufangen. Für sie muss ein neuer Ort gefunden werden, an dem zuerst Übergangsunterkünfte, dann langfristige und vor allem sichere Wohnungen entstehen.

Es sind so viele Menschen obdachlos geworden - nicht nur in Samandağ, sondern der ganzen Region. Um sie alle sicher und winterfest unterzubringen, wird viel Baumaterial benötigt. Und der nächste Winter ist angesichts der großen Zerstörung nicht mehr weit weg. Besonders dramatisch ist die Situation der syrischen Geflüchteten. In der Region leben sehr viele, die erst durch den Krieg in ihrer Heimat alles verloren haben und jetzt erneut durch das Erdbeben in der Türkei. Als Hilfsorganisation wird es sehr wichtig sein, den Fokus auch auf benachteiligte Personengruppen zu setzen.

Wie hat das FAST-Team des ASB, mit dem du vor Ort warst, die Menschen unterstützt?

Unsere Hauptaufgabe war die Trinkwasseraufbereitung. Unser erstes Team hatte schon drei Wassertanks aufgebaut, die jeweils 2.000 Liter fassen. Wir haben das Wasser in der Nähe von Notunterkünften und am Marktplatz zur Verfügung gestellt. Mehrmals am Tag haben wir die Tanks aufgefüllt und Kanister, sogenannte Jerry Cans, für diejenigen abgefüllt, die keine geeigneten Gefäße haben. In den vier Wochen des FAST-Einsatzes haben wir mehr als 200.000 Liter sauberes Trinkwasser produziert. Wir haben eng mit Hatsu, einem örtlichen Wasserversorger kooperiert, der mit unserem Wasser auch andere Orte beliefert.

Die lokalen Mitarbeiter:innen haben wir geschult, wie die Anlagen funktionieren und zu warten sind. Wir haben die Anlagen am Ende des Einsatzes an Hatsu übergeben, um auch die langfristige Versorgung der Menschen zu sichern. Zusätzlich haben wir insgesamt 13 Sky Hydrants an zwei syrische Hilfsorganisationen übergeben. Das sind mobile Trinkwasseranlagen, die keinen Stromanschluss benötigen. Wir haben die Kolleg:innen der Organisationen im sicheren Umgang mit den Anlagen geschult.

Und wie funktioniert so eine Trinkwasseraufbereitung?

Das Wasser wird aus einer Quelle, zum Beispiel einem Fluss, gepumpt und danach mehrfach vorgefiltert. Das ist in einem Katastrophengebiet sehr wichtig, da das Wasser meist viele Schwebstoffe enthält. Mithilfe der Ultrafiltration werden im Anschluss alle Schadstoffe wie Nitrit, Bakterien und Viren herausgefiltert. Aber bevor das Wasser an die Menschen ausgegeben wird, testen es die Mitarbeiter:innen vor Ort. Bei dieser Trinkwasseranalyse prüfen wir zum Beispiel den Gehalt von Chlor und Salz. Ein gewisser Chlorgehalt ist wichtig, da sich sonst durch kleine Verunreinigungen an den Ausgabestellen Bakterien vermehren könnten. Wir haben das Wasser vor Ort auch getrunken und uns ging es immer allen gut.

Du hast erwähnt, wie wichtig die psychosoziale Hilfe für die Menschen in der Türkei und Syrien sein wird. Auch viele Einsatzkräfte haben nun erschreckende Erfahrungen gemacht…

Die Einsatzkräfte kennen durch ihre Jobs als Notärzt:innen oder Rettungsassistent:innen Extremsituationen, aber sie kennen nicht unbedingt die Katastrophenhilfe. Wir sind alle freiwillige Helferinnen und Helfer und die Arbeit vor Ort kann sehr belastend sein. Aber alle im FAST wissen: Stimmungsschwankungen, Stress oder plötzliche Flashbacks nach einem Einsatz sind eine normale Reaktion auf eine nicht normale Situation. Wenn das über mehrere Wochen anhält oder sich verschlimmert, sollte man die Hilfen in Anspruch nehmen. Je länger man posttraumatische Belastungen mit sich herumträgt, desto schwieriger wird die Behandlung.

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ASB/Hannibal

Wie sieht die Unterstützung für Helferinnen und Helfer aus?

Schon in der Ausbildung wird auf akute Belastungssituationen, Stressreaktionen und posttraumatische Belastungsstörungen der Einsatzkräfte eingegangen. Vor jedem Einsatz wird wiederholt, wie man auf sich achten kann, welche Warnzeichen des Körpers es gibt. Es gibt Notfallnummern, die wir während des Einsatzes rund um die Uhr kontaktieren können. Nach dem Einsatz werden wir am Flughafen abgeholt und es gibt ein De-Briefing. Wir werden erinnert, auf welche Signale wir im Nachhinein achten sollten. Das sind z.B. Schlafstörungen oder Flashbacks. Wir können uns jederzeit beim Kriseninterventionsteam des ASB melden und auch die rufen unvermittelt bei den Einsatzkräften an, um sich zu erkundigen – bei mir hat zum Beispiel gestern Abend auf einmal das Telefon geklingelt.

Und wie geht es dir nach dem Einsatz?

Durch meine Arbeit bei Aktion Deutschland Hilft war mir relativ bewusst, was auf mich zukommt. Ich kannte die Bilder aus dem Erdbebengebiet und ich wusste, was die Mitarbeiter:innen der Bündnisorganisationen über die Lage vor Ort berichten. Mir geht es gut. Ich bin froh, dass wir den Menschen vor Ort helfen konnten und bin froh, Teil des FAST zu sein.

Bilder aus dem Einsatz

FAST-Einsatzteams in der Türkei

Ein 16-köpfiges FAST-Team folgte am 15. Februar 2023 vom Flughafen Köln-Bonn dem ASB-Vorausteam in die Erdbebenregion im Südosten der Türkei. Bereits zwei Tage zuvor startete ein LKW aus Köln mit zwei Trinkwasseranlagen und weiterem Material in die 3.600 Kilometer entfernte Provinz Hatay im Südosten der Türkei. Das Vorausteam hatte die Aufgabe, die Situation vor Ort zu erkunden, die lokalen Bedarfe festzustellen und einen geeigneten Standort für die Trinkwasseranlage zu finden. Zur Pressemitteilung.

Das erste FAST-Team wurde am 01. März von dem zweiten Team abgelöst. Das zweite FAST-Team mit Einsatzkräften aus ganz Deutschland wird zwei Wochen lang bis Mitte März in Samandağ sein. Zu den ehrenamtlichen Einsatzkräften gehören acht Expert:innen für Trinkwasseraufbereitung und Logistik.

Alle Einsatzkräfte sind im Rahmen des FAST zertifiziert und haben eine spezielle Ausbildung in ihrem Tätigkeitsfeld. Sie sind für solche Einsätze umfassend geschult und ausgebildet und werden von ihren Arbeitgebern für den Einsatz freigestellt. Mehr zum Thema FAST und die Anforderungen finden Sie hier.